* 1. Februar 1907
† 4. März 1992
von Andreas Traub
Essay
Als Kind wurde Sándor Veress nicht nur vom wissenschaftlichen Ernst seines Vaters und der Musikalität seiner Mutter geprägt, sondern auch von einer reichen Naturerfahrung während der Sommeraufenthalte am Plattensee; dort erschloß sich ihm zuerst die Welt des Volkslieds. Schon in jungen Jahren begann er zu komponieren und empfand dies bald als Notwendigkeit, aus der für ihn eine strikte Verpflichtung der Musik gegenüber hervorging. Zu dem unveröffentlichten und von Veress nicht anerkannten Jugendwerk gehören umfangreiche Konzerte und Kammermusikwerke, darunter das Klaviertrio b-moll (1924), das Johann Koessler zu dem für sein Leben entscheidenden Urteil veranlaßte: „Sie haben Talent!“ Der stellenweise pathetische, Ernst von Dohnányi nicht fernstehende Ton dieser Kompositionen läßt den Schritt ermessen, der durch bewußte, musikgeschichtlich fundierte Auseinandersetzung zu dem modernen Tonsatz des 1.Streichquartetts (1931) führte.
Das Werk ist dreisätzig angelegt, und Veress behält die Satzfolge schnell-langsam-schnell mit ihrer gleichsam architektonischen Ausgewogenheit auch in den folgenden Instrumentalwerken bei. Im Hauptthema des Schlußsatzes (Tt.26–36; Nbsp.1) gehören das Tempo giusto, der Quintschritt-Ansatz und die Kontur G-d-f zu den Volkslied-Elementen (vgl. Veress 1989, Melodien Nr.51 und Nr.76). In der fallenden Bewegung g-d (T.29) zeigt sich das Spiel der Intervallik: auf Halbton-Ganzton (...